Gottesdienststätte & Kulturtreffpunkt in Unterbarmen

Die Pauluskirche und ihre Geschichte

Durch die fortschreitende Industrialisierung und den Zuzug von Arbeitskräften entwickelte sich die Vereinigt-evangelische Gemeinde Unterbarmen zu einer Großgemeinde, inzwischen mit 5 Pfarrstellen besetzt (1875) und ca. 30.000 Gemeindemitgliedern. Eine zweite Gottesdienststätte musste her. Zwischen Türkisch-Rot-Färbereien konnte man 1874 das Grundstück Haspeler Str. 47 (heute Friedrich-Engels-Allee) erwerben mit der Absicht, in den großen Garten zur Wupper hin eine Art „Betsaal“ zu errichten. Hieraus wurde dann die Pauluskirche, Beschluss der Kirchengemeinde vom April 1880. Die Entwürfe hierzu lieferte Stadtbaumeister Carl Winchenbach (1875 bis 1910 Stadtbaumeister der Stadt Barmen). Erweiterung erfuhren die Pläne durch den Barmer Architekten Gerhard August Fischer, der auch mit der Bauausführung der Pauluskirche beauftragt wurde. G. A. Fischer war absoluter Fachmann, hatte er doch über 40 Kirchen im Rheinland und in Westfalen entworfen und gebaut, ebenfalls ist er bekannt durch den historischen Wiederaufbau von Schloß Burg. Die Grundsteinlegung der Pauluskirche erfolgte am 2.8.1881, die Einweihung am 24.10.1882, auf den Tag genau 50 Jahre nach Einweihung der Unterbarmer Hauptkirche.

Foto: © Thomas E. Fuchs

Die Pauluskirche konnte am 24.10.2022 ihr 140-­jähriges Bestehen feiern

Während des 2. Weltkrieges blieb die Pauluskirche als einzige der drei Unterbarmer Kirchen durch das Eingreifen des damaligen Küsters, Gustav Kraus, der einen entstehenden Brand löschte, unzerstört. Die Gemeinde – hier das Bekenntnispresbyterium – hat sich gegen die „Deutschen Christen“ stark gemacht, die die Pauluskirche für getrennte Gottesdienste für sich in Anspruch nehmen wollten (1936). Hieraus wurde eine Dokumentation erstellt „Kampf um die Pauluskirche“. 1966 wurde die Pauluskirche im Inneren tiefgreifend umgestaltet, über das Förderprogramm „Stadtumbau West“ wurde die Pauluskirche 2013 weiter ertüchtigt. Dann gab es die Anmietung der Pauluskirche durch die UNI-Wuppertal, Campus Haspel im Gegenüber zur Pauluskirche, Ausbildungsstätte für Architekten und Bauingenieure seit 1897. Architekten von Weltruf haben ihre Gastvorlesungen in der Pauluskirche gehalten. Anmietung von 1991 – 2002 und 2009 – 2016. Während dieser Zeit wurde die Pauluskirche zur Einnahmequelle für die Gemeinde. Neben dem normalen Vorlesungsbetrieb auf den harten Bänken der Pauluskirche gab es durch die UNI zahlreiche Sonderveranstaltungen. Zu erwähnen ist die „längste Vorlesung aller Zeiten“ (2002), 30 Professorinnen und Professoren haben 24 Stunden lang nonstop jeweils 45 Minuten aus den unterschiedlichsten Fachgebieten ihre Vorlesung gehalten. Am vollsten war die Pauluskirche um Mitternacht bei der Vorlesung von Prof. Eckhard Freise, dem ersten Millionengewinner (in DM) bei der Quizsendung von Günter Jauch, weiterhin zu sehen im Quizduell-Olymp (freitags im 1. Fernsehprogramm). Unvergessen sind auch die Theateraufführungen „Schillers Wallenstein“ (1998) unseres Schauspielhauses, damals Schillertheater, in der Pauluskirche. Krieg führt man nur, wenn die Sterne dies zulassen, so verkündet durch Wallensteins Sterndeuter Baptista Seni von der Orgelempore der Pauluskirche.

Seit 2001 gibt es Büchermärkte in der Pauluskirche, die wesentlich dazu beitragen, Einnahmen für die Pauluskirche zu erzielen. Zum festen Kulturprogramm in der Pauluskirche gehören die UNI-Konzerte (seit 1995) und die Konzerte des Bayer-Blasorchesters (seit 2005), zur Zeit ausgesetzt. Seit 1995 gibt es den Freundeskreis Pauluskirche Unterbarmen e. V., der sich dafür einsetzt, die Pauluskirche zu erhalten und seit 1.1.2006 die Bewirtschaftung der Pauluskirche von der Kirchengemeinde übernommen hat. In dem Buch „Unterbarmer Gemeindegeschichte von 1964 bis 1997“ schreibt die Historikerin, Dr. Sigrid Lekebusch, über die Pauluskirche: „Jede Kirche hat ihren besonderen Wert, doch die Pauluskirche ist bemerkenswerter und facettenreicher als viele andere. Sowohl in ihrer Geschichte wie auch in der Gegenwart nahm und nimmt sie eine besondere Position ein.“ – Wo sie Recht hat, hat sie Recht!

Die Pauluskirche steht unter Denkmalschutz

Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Wuppertal am 16.3.1989 – Denkmal 1550. Eine ausführliche Beschreibung gibt es unter Wikipedia, ebenfalls in dem Buch „Kirchen und Gottesdienststätten in Barmen“ – ISBN-13: 978-3-87707-721-4, „Kirchen im Wandel – veränderte Nutzung denkmalgeschützter Kirchen“ – ISBN-978-3939-745068 und in unserer fortgeschriebenen Gemeindegeschichte.

Eine Recherche von Hermann Burmeister

Mitglied im Presbyterium der Vereinigt-ev. Gemeinde Unterbarmen West von 1988 – 2002
Vorsitzender Freundeskreis Pauluskirche Unterbarmen e.V. von 1995 – 2014

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.